temoignage M1

Zeugnis von M.

Mein Name ist M., ich habe die kamerunische Staatsangehörigkeit und bin Opfer von Menschenhandel.

Bis zum Jahr 2016 hatte ich noch nie etwas vom Thema Menschenhandel gehört. Die absolute Unkenntnis darüber machte es mir unmöglich, die verschiedenen sozialen Ungerechtigkeiten, die um mich herum passierten, zu erkennen.  

Nach meinem Masterstudium im Internationalem Öffentlichen Recht, bot mir meine in Holland lebende Tante an, zu ihr zu ziehen, um dort mein Studium fortzusetzen und nebenbei einem Studentenjob nachzugehen.  

Meine Familie und ich waren begeistert, da wir darin eine Möglichkeit sahen, aus der Notlage herauszukommen, in der wir lebten. 

Nach meiner mündlichen Zustimmung reiste meine Tante nach Kamerun, um mir bei der holländischen Botschaft zu helfen, ein Visum zu bekommen, denn die Beschaffung von Visa für europäische Länder ist für mittellose Menschen immer noch äußerst kompliziert.

Nachdem ich schließlich das Visum erhalten hatte, sollte ich vor Antritt der Reise, so meine Tante, einem Ritual namens Juju nachgehen.

Dieser Ritus wurde in ihrer Gegenwart von einem Fetischisten durchgeführt, der mir einige Schamhaare, Haare und Nägel abschnitt, um mich im Falle eines Verrats meinerseits den bösen Geistern auszuliefern, wie er mir sagte. 

Nachdem er Zaubertränke aus Tierblut gebraut hatte, ließ er mich Worte wiederholen, um den Treuepakt zu meiner Tante zu besiegeln. Schließlich warf er mir folgenden Satz an den Kopf: <<Alle Frauen, die diesen Pakt verraten haben, sind gestorben und einige wurden mit dem Zauber des Wahnsinns belegt. Also denke zweimal nach, bevor du an Verrat denkst>>. 

Da das Vertrauen in meine Tante und der Wunsch von hier wegzugehen so groß waren, schenkte ich dieser Praxis und den Aussagen des Fetischisten nicht viel Aufmerksamkeit. 

Als ich schließlich in Holland angekommen war, wurde ich an einen Ort gebracht, der nichts mit einer normalen Familienumgebung zu tun hatte.  

Ich befand mich in einer Doppelhaushälfte mit mehreren Zimmern, die sich afrikanische Frauen verschiedener Nationalitäten teilten, in diesem Fall Frauen aus Nigeria, Kamerun und Ghana.  

In Gedanken stellte ich mir die Frage, was das sein könnte und vor allem, warum meine Tante mich in eine solche Umgebung brachte, in der die Frauen sehr leichte Kleidung trugen, und in die hauptsächlich männliche Personen kamen und gingen? 

In genau diesem Augenblick verspürte ich eine tiefe Unruhe und hatte ein ziemlich mulmiges Gefühl, ich verspürte Ekel und Angst. Im nächsten Moment begrüßte mich meine Tante mit << Willkommen an deinem Arbeitsplatz>>. Erst da realisierte ich wirklich, was mit mir geschah. Ich versuchte mich zu wehren, in der Hoffnung noch hier herauszukommen und eine Wahl zu haben, aber NEIN! 

Auf das Kommando meiner Tante betraten afrikanische Männer mit kräftigen Armen den Raum. Ich wurde geschlagen und zur Strafe eingesperrt.

Auf das Kommando meiner Tante betraten afrikanische Männer mit kräftigen Armen den Raum. Ich wurde geschlagen und zur Strafe eingesperrt. 

Pausenlos wurden wir von diesen Männern überwacht, die nicht davor zurückschreckten, unser Verhalten gegenüber den Kunden durch körperliche und verbale Gewalt zu korrigieren. 

Unsere Aufgabe war es, uns <<den Kunden>> unterzuordnen und ihre Wünsche zu erfüllen. Im Gegenzug durften wir vor Ort essen und schlafen. Manchmal bekamen wir 50 Euro. <<Es war schlicht und einfach Sklaverei>>. 

Unter Androhung und Anwendung von Gewalt wurde ich gezwungen, täglich mit mehreren Personen Geschlechtsverkehr zu haben. Ich hatte keine Möglichkeit, mich zu weigern. 

Dies war für einige Zeit lang mein Alltag, bis ich eines Tages zu einem Arztbesuch fahren musste. Eine Gelegenheit, auf die ich so lange gewartet hatte, und die für mich lebensrettend war, weil ich aus dem Fahrzeug meiner Tante fliehen konnte, als es gerade anhielt.  

Seitdem war mein Leben die Hölle. Niemandem konnte ich mich anvertrauen, aus Angst davor verurteilt zu werden. Mehrmals wurde ich in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, weil ich durch das Erlebte unter posttraumatischem Stress litt.  

Akustische und visuelle Halluzinationen ließen mich nicht schlafen. Nichts wirkte, keine Tabletten, die mir meine Psychiaterin verschrieben hatte, konnten wirklich helfen.  

Bei dieser Gelegenheit möchte ich meiner Psychiaterin ein riesiges Dankeschön sagen, die mich mit viel Professionalität und Taktgefühl dazu gebracht hat, mich zu öffnen und Worte zu finden, um über diese Zeit zu sprechen. Sie war die Person, die mich endlich darüber aufklärte, was mit mir und meinem Körper geschehen war: ich wurde Opfer von Menschenhandel 

Mit viel Willenskraft und Anstrengung konnte ich mich als Christin wieder dem Gebet zuwenden und durch Gottes Gnade die Phase als Opfer überwinden, und mein Leben hat sich erheblich verändert. 

Schließlich war ich nach einiger Zeit wieder in der Lage mein Studium fortzusetzen, mit dem Ziel, auf juristischer Ebene Menschen zu unterstützen, die Opfer von Menschenhandel wurden.  

Zeugnis/ Name anonym. (Name ist der Organisation Perla bekannt).  

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